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Spielen im Sand

Ankunft der Fähre im Hafen von Sharjah/VAE
Ankunft der Fähre im Hafen von Sharjah/VAE

Die Überfahrt vom Iran in die Emirate ist geschafft. Auch wenn wir auf der Fähre in der Nacht zurück in unseren LKW schleichen konnten, haben wir aufgrund der Hitze und der Erschöpfung kaum ein Auge zu gemacht. Sowohl bei Abfahrt in Bandar Abbas / Iran als auch im Hafen von Scharjah / VAE mussten wir stundenlang Zollformalitäten erledigen und an einer Vielzahl verschiedener Büros, quer über die Hafengelände verteilt, irgendwelche Stempel besorgen und Gebühren entrichten. Zum Glück bekommen wir in Sharjah einen Laufzettel ausgehändigt, mit dessen Hilfe man die willkürlich anmutenden Stationen in der richtigen Reihenfolge auf dem Gelände abfahren kann. Zum Schluss fahren wir noch durch das LKW Röntgengerät und schauen erst im Anschluss daran nochmal im Duty-Free Shop vorbei, bevor wir das Hafengelände verlassen. Auch wenn die letzte Station nicht auf dem Laufzettel stand, habe sogar ich an dieser Stelle die korrekte Reihenfolge der Stationen verstanden. ;)

Zu Weihnachten wurde der einzige (tote) Strauch weit und breit geschmückt
Zu Weihnachten wurde der einzige (tote) Strauch weit und breit geschmückt

Sharjah und Dubai sind ein extremer Kontrast zum Iran. Während wir durch die Wolkenkratzer fahren und die Einkaufstempel bewundern, bekommen wir einen kleinen Kulturschock – diesmal in die andere Richtung. Hier gibt es plötzlich alles! Und das auch in westlicher Qualität. Wo im Iran gefühlt nur Schmelzkäse und Karottenmarmelade im Regal stand, quellen hier die Läden über mit importierten Produkten aus aller Welt. In einem der Einkaufszentren stehen wir sogar staunend vor einer Schihalle mit echten Pinguinen als Attraktion.

 

 

Auch der Straßenverkehr ist anders. Es fehlt zwar das quirlige Chaos des Irans und jeder fährt hier brav in seiner Spur, dafür verliert man bei 18-spurigen Straßen schnell den Überblick welche Spuren denn bald nach wo abbiegen. Da muss man schon tief Luft holen, wenn man „mal schnell“ mit dem LKW im Berufsverkehr sieben Spuren nach rechts wechseln muss, um seine Ausfahrt nicht zu verpassen…

In der Wüste kommen Kamele an unserem Übernachtungsplatz vorbei
In der Wüste kommen Kamele an unserem Übernachtungsplatz vorbei

Wir stehen ein paar Tage am Aquarium in Sharjah und treffen Andy, Dany und Kids (aka „Lasterliebe“), die mit einem alten Hanomag AL28 unterwegs sind. Als früherer Hanomagfahrer finde ich das Gefährt natürlich klasse, auch wenn ich froh bin nun mit ein bisschen mehr Wohn- und Hubraum unterwegs zu sein.

 

 

Am Strand von Sharjah treffen wir Scheich B., der oft im Kulturzentrum nebenan anzutreffen ist. Er läd uns zum Grillen ein und bringt auch sonst ab und an Essen und Süßigkeiten für die Kinder vorbei. Auf die Frage wie denn sein Tag war, erzählt er uns, dass er Vormittags einen kleinen Ausflug mit dem Helikopter zum Jebel Jais, dem höchsten Berg der Emirate, gemacht hat und Nachmittags noch für eine Stunde mit seinem 6x6 Landrover in der Wüste war. Dazwischen war er noch beten und hat wohl auch noch für eine Stunde irgendwas Geschäftliches gemacht auf das er jedoch nicht eingehen wollte. Ob wir denn für Weihnachten zurück nach Hause fliegen wollen, fragt er uns. Wir verneinen natürlich. Für ein paar Tage nach Hause zu fliegen wäre ja schließlich sehr teuer. Er erwidert: Nein, das sei nicht teuer. Wenn ER mit seiner ganzen Familie nach Deutschland fliegt, müsste er immer 80.000 € First Class zahlen. DAS sei teuer!

Campen mit der Lasterliebe-Crew
Campen mit der Lasterliebe-Crew

Wir besuchen das Travellers Festival in Dubai und stehen für ein paar Tage im Mashrif Park. Auch wenn einige der Vorträge sehr spannend sind, ist das Festival selbst eher enttäuschend. Wenig andere Reisende und wenig Programm rund um die Diavorträge. Dafür ist der Park sehr nett und einer der Austeller organisiert für uns freien Eintritt in den Hochseilgarten nebenan.

 

 

Wir beschließen mit der Lasterliebe-Crew ein paar gemeinsame Touren durch die Wüste zu unternehmen. Eigentlich hatten wir uns fahrtechnisch nicht viel von den Emiraten versprochen, wurden jedoch positiv überrascht, als wir uns dann in den riesigen Sandkasten begeben. Der Sand ist fest und gut befahrbar und je nach Gegend ändern sich die Dünen von klein bis riesengroß. Ein erstklassiges Revier, um die Fähigkeiten des Lasters auszutesten! Da die Emirate flächenmäßig nicht sonderlich groß sind, ist man auch in der Wüste nie besonders weit von der Zivilisation entfernt. Für uns ist es gut zu wissen, dass im Notfall jemand vorbeikommen kann. Dafür nehmen wir die paar Quadfahrer, die am Tag an unserem Campingspot vorbeikommen, gerne in Kauf.

Einmal nicht aufgepasst und der LKW rutscht hinten die Düne runter
Einmal nicht aufgepasst und der LKW rutscht hinten die Düne runter

An einem schmalen Dünenkamm merke ich, wie der Sand plötzlich nachgibt und der Laster hinten rechts anfängt zu Rutschen. Das Popometer schlägt Alarm! Die Schräglage ist nicht gut für den Laster und erst recht nicht für die Besatzung. Also Frau und Kind als erste von Bord und Papa bewaffnet sich mit Schaufel und Sandblechen. Andy steht mit Rat und Tat zur Seite und gemeinsam können wir den Laster stabilisieren: Links an der Hangseite graben wir den Sand unter den Rädern weg und rechts auf der Talseite stabilisieren wir die Düne mit Sandblechen und Unterlegkeilen gegen weiteres Wegsacken. Die Frauen und Kinder spielen derweil weiter oben auf der Düne und genießen die Zeit im Sand. Nach 90 Minuten steht der Laster dann wieder sicher im nächsten Dünental und die Fahrt geht weiter.  

 

 

Ich bin erstaunt wie gut der alte Hanomag die Dünen mitnimmt. An ein paar Stellen komme ich dank der beiden Differentialsperren besser durch den Sand, an anderen Stellen hat der Hanomag aufgrund des kurzen Radstands und des geringeren Gewichts wieder Vorteile. Eins haben beide Laster gemeinsam: Der Schwerpunkt liegt deutlich höher als bei den Geländewagen der Emiratis, die wir ab und an in abenteuerlichen Schräglagen die Dünen hoch und runter fahren sehen!