In Normanton versuchen wir uns im Süßwasserangeln. Neben den riesigen Krokodilen sollen nämlich auch große Barramundi und Lachse den Fluß bewohnen. Jedoch sind wir wohl wiedermal in der falschen Jahreszeit vor Ort, denn der viele Regen hat den Fluß anschwellen lassen und es beißt einfach kein Fisch. Schade, aber zumindest hat auch kein Krokodil versucht uns oder die Köder zu stehlen.
Irgendwie haben wir den Regen satt. Also schlagen wir lieber den Weg nach Süden ein. Hunderte Kilometer lang führt die Straße durch die Steppe ohne einen Ort zu passieren. Dann plötzlich ein Roadhouse, also eine Kneipe mit einer rostige Zapfsäule vor der Tür. Zu überteuerten Preisen tanken wir 30 Liter um in die nächste Stadt zu kommen. Diese wurde rund um eine riesige Miene errichtet und hat genau diesen Charme. Staubige Wellblechhäuser, schmutzige zum Teil stark alkoholisierte Aboriginies und Mienenarbeiter, und leider immer noch überteuerter Sprit an der Tankstelle…
Anstatt den geteerten Highway zu nehmen verlassen wir Mt. Isa nach Süden und nehmen den Weg durch den Busch. Kühe grasen auf den trockenen, kargen Weiden und Autowracks zieren die Seiten der staubigen Piste. Anscheinend ist eine Bergung hier draußen teurer, als so maches Auto wert ist.
An den Kuhgittern zwischen den Weiden (wenn man die trockene Spinifex-Steppe so nennen kann) stehen bemalte Motorhauben und weisen den Weg zum einzigen Pub auf den 800km zwischen Mt. Isa und Alice Springs: “Hot Beer, Lousy Food, Bad Service”. Na, anscheinend hat man Humor, wenn man in der Mitte von nirgendwo einen Pub betreibt, denken wir uns. Den müssen wir uns anschauen!
Das “Urudangi Bush Resort” ist eine alte Hütte mit Wellblechdach, die mit allerlei Krimskrams aus den letzten hundert Jahren vollgestellt ist. Hinter der Bar sitzt eine ältere Dame und begrüßt uns freundlich. Wir sind die einzigen Kunden und bestellen ein (Dosen)Bier. Insgesamt wohnen 11 Erwachsene und 14 Kinder in Urundangi, erzählt sie uns. “Weiße?” “Nein, alles Aboriginies.” “Arbeiten die auf der umliegenden Farm?”, wollen wir wissen. “Nein, arbeiten tut von denen keiner, die Regierung gibt ihnen ja Geld.” Mhh, und da es außer dem Pub sonst nichts in dem Dorf gibt, haben wir auch eine gute Vorstellung, wo das Meiste davon landet.
Kurz darauf überqueren wir die Grenze zum Bundesstaat Northern Territory. Auf dem Grenzschild hat sich ein Rechtschreibfehler eingeschlichen, und wir rätseln warum es keiner austauscht. Da wir auf den lezten 350km keinem entgegenkommenden Auto begegnet sind, wird es wohl auch nur sehr wenige geben, die sich an so etwas stören würden.
Die Nacht verbringen wir auf einer Rinderfarm. Der Farmer hat eine Wiese als Campingplatz definiert und verdient nun an den paar Durchreisenden. Wir teilen unsere Wiese mit einem halben Dutzend Kühe, einem Schaf und einem Esel. Linda ist von letzterem sehr angetan und versucht ihn mit einem Apfel zu füttern. Es muss in seinem Leben noch nie einen Apfel gegessen haben, so langsam und skeptisch kaut er auf der angebotenen Apfelhälfte herum. Die zweite Hälfte schlägt er dann gänzlich aus, und man merkt ihm an, dass ihm äpfelfütternde Camper auf seiner Wiese nicht ganz geheuer sind.
Die Straße nach Alice Springs ist in gutem Zustand. Breit geschobener Schotter auf dem man 6-spurig hätte fahren können. Zu unserer Überraschung fängt es an zu regnen. Die ersten Pfützen bilden sich auf der Fahrbahn und unser weißes Auto ist bald bis zu den Fenstern mit einer rot-braunen Kampfbemalung versehen. Naja, es ist ja schließlich ein Geländewagen und jetzt sieht man ihm wenigstens die artgerechte Haltung an, denken wir uns.
In Alice Springs selber erwartet uns REGEN! Da fahren wir extra in die Wüste wo es zu dieser Jahreszeit (Sommer) eigentlich Sonnenschein bei ca. 40°C geben soll, und was passiert? Regen! Im Hotel fragen wir, ob das normal sei. Nein, aber wir lieben es, antwortet die Rezeptionistin! Immerhin ist es mit 24°C angenehm kühl und wir gönnen uns ein paar Tage um die Stadt zu erkunden.
In Alice selbst ist nicht viel los. Das Stadtbild wird von zahlreichen herumlungernden Aboriginies geprägt. Die meisten sehen dreckig und verwahrlost aus und viele sind augenscheinlich sturz betrunken. Was uns am meisten stört ist der penetrante Körpergeruch. Es riecht einfach an jeder Ecke nach Penner.
Nach den den vier Tagen Regen sind die Offroad Strecken ziemlich mitgenommen und der “Old Ghan Track”, entlang der legendären Eisenbahnroute, ist leider gesperrt. Also müssen wir auf den Highway ausweichen um zu dem Wahrzeichen des Outbacks, Uluru aka Ayers Rock, zu gelangen. Wir wundern uns etwas, dass wir Uluru schon sehen können, obwohl wir noch 150km entfernt sind. Also steigen wir aus und machen ein paar Fotos. Erst später merken wir, dass wir versehentlich Mt. Connor anstatt Uluru fotografiert haben. Ups, aber das scheint wohl mehreren Touristen so zu gehen.
Uluru ist größer als wir uns ihn vorgestellt haben, und zusammen mit den leuchtenden Farben gibt der große Klops einen eindrucksvollen Kontrast zur umliegenden Steppe. Obwohl überall Hinweisschilder stehen, dass dieser Ort für die Aboriginies heilig ist, sehen wir keinen Einzigen von ihnen hier. Die Ranger, die Kassierinnen am Eingang des Nationalparks, die Campingplatzbetreiber, alles Weiße. In der Broschüre sehen wir, dass sogar die Tänzer, die jeden Tag eine “Kulturvorstellung” in Aboriginikostüm und Kampfbemalung geben, Weiße sind.
Am nächsten morgen stehen wir früh auf und wollen den Sonnenaufgang miterleben. Leider bleibt das von zahlreichen Postkarten angekündigte Farbspektakel aus. Schade. Also fahren wir weiter zu den Olgas und sehen kurz hinter Uluru einen Aboriginie am Straßenrand. Er trinkt grade eine Flasche Cola und wirft die leere Flasche achtlos hinter sich in den Nationalpark. Wir schütteln den Kopf und denken uns, dass der Ort dann wohl nicht so heilig sein kann…
Die Olgas sind fast beeindruckender als Uluru. Wir wandern Schlucht entlang und schaffen es genau zwischen zwei Touristenbussen anzukommen, sodass wir den ganzen Ort für uns alleine haben. Die einzige Ausnahme bildet eine kleine Schlange, die schnell in die Büsche verschwindet, als wir kommen. Super, so kann es weitergehen und wir beschließen die nächste Zeit auf nicht ganz so ausgetretenen Pfaden unterwegs zu sein…
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