Drachenjagd

Reisterrassen auf BaliIndonesien begrüßt uns mit einigen schönen Stränden auf Bali, Lombok und den Gili-Inseln. Für eine Weile sind wir schwer damit beschäftigt die Seele baumeln zu lassen und unsere Technik im “am Strand liegen” zu perfektionieren. Auch unser Experiment, wie offroad tauglich so ein kleiner Motorroller denn tatsächlich ist, gelingt uns auf Anhieb: Neben interessanten Einblicken in die Beschaffenheit der Wege zu den Reisterrassen auf Vulkanen, können wir auch Erfahrungen zu dem problemlosen Austausch defekter Motoroller bei den örtlichen Vermietern machen.

Von Lombok aus buchen wir ein Boot Richtung Osten. Es soll uns in den nächsten vier Tagen an einige der einsamsten Inseln und schönsten Schnorchelstellen bringen. Die Hauptattraktion dabei, sind die Inseln Komodo und Rinca auf denen die größte Echse der Welt lebt, der Komodowaran.

Abenddämmerung über der VulkanlandschaftDer vom Reisebüro als “New Boat” angepriesene Kahn stellt sich als kleines altes Holzboot heraus, dass wir uns mit 14 anderen Passagieren teilen. Geschlafen wird auf “Matratzen” an Deck, denen heimische Gartenstuhlauflagen locker den Rang abgelaufen hätten. Die Klospülung besteht aus einem Eimerchen, eine Dusche gibt es nicht an Board.

Die Begrüßung an Board könnte skurriler nicht ausfallen. Suni, der als Einziger der Besatzung Englisch spricht, fühlt sich genötigt uns mit einem Ständchen auf die Fahrt einzustimmen. So beginnt er ohne musikalische Begleitung und ohne jedes Taktgefühl, in gebrochenem Englisch “Redemption Song” von Bob Marley zu singen. Fehlende Vokabeln oder Unsicherheiten im Text werden einfach weggenuschelt. Eigentlich ja ganz nett, wenn er nur nicht so eine schrecklich schräge Stimme hätte.

"Jurassic Park" - Wasserfall auf LombokGegessen wird jeden Tag das Selbe. Morgens Banana Pancake, der, der Konsistenz nach zu urteilen, direkt aus dem Betonmischer kommt, Mittags und Abends geschnippeltes Gemüse mit Reis und Tofu. Die Geschmacksrichtung immer einheitlich: Scharf.

Beim Abendessen fängt Suni wieder zu singen an. Als wir merken, dass wir auf der kleinen Nußschale keinerlei Fluchtmöglichkeit gibt, falls unser singender Barde nun vor jeder Mahlzeit auf die Idee kommt ein Ständchen zu halten, kommt ein Anflug von Panik in uns auf.
Die Ausflüge hingegen sind traumhaft. Wir wandern zu abgelegenen Wasserfällen und schnorcheln über atemberaubende Korallenriffe. Hoffentlich erhalten die Indonesier diese wunderschöne Natur noch eine Weile.

Über Nacht fährt das Boot weiter zur nächsten Insel und der Schiffsdiesel hämmert uns in den Schlaf. Leider bescheren uns Wellengang und steinharte Unterlage nur wenig Schlaf, dafür aber ordentliche Gliederschmerzen.

Majestetische Mantarochen... Leider hatten wir keine Unterwasserkamera dabei um sie beim Schnorcheln zu fotografierenDer nächste Tag geht gut los, denn Suni hat wohl auch schlecht geschlafen und verzichtet auf sein Morgenständchen. Der Mittagsausflug ist wieder atemberaubend. Beim Schnorcheln gesellen sich 10 riesige Mantarochen zu uns und umkreisen uns mit majestetischen Flügelschlägen. Definitiv ein Highlight unserer Reise!

Da einige der anderen Passagiere etwas gierig sind, gleicht das Essen einer Raubtierfütterung. Wer sein Tofu nicht schnell genug auf den Teller schaufelt, geht leer aus. Da es nicht besonders schmeckt, stört es uns jedoch nicht weiter.

Gegen Abend schlägt das Wetter um, und es regnet in Strömen. Als nachts durch den Regen das Land außer Sichtweite gerät, bricht Panik bei der Crew aus. Der Kapitän dreht wild am Steuerrad und die Crew gleicht einem verärgerten Bienenschwarm. Lieber nicht zuviel nachdenken und schnell ins Bett.

Am nächsten Morgen bestätigt ein Blick in den Kapitänskabuff unsere Vermutung. Man fährt auf Sicht. Moderne Navigationsinstrumente fehlen genauso wie Seekarten. Lediglich ein kleiner Kompass ist an Board. Um mich nicht weiter mit irgendwelchem unnötigen Wissen zu belasten, spare ich mir eine genauere Inspektion der Rettungswesten an Board.

Grüner DracheWir erreichen Komodo und werden von einem freundlichen Ranger begrüßt. Auf dem kurzen Treck über die Insel begegnen wir gleich mehreren Riesenwaranen. Die Ranger lassen uns bis auf 2 Meter an die urzeitlichen Echsen heran. Was passiert wenn ein Waran uns mit einem Reh oder einem Büffel verwechselt, blenden wir gekonnt aus, und genießen den Moment diesen einzigartigen Tieren direkt in die Augen schauen zu können.

Neben den Waranen treffen wir eine große Anzahl von sehr zutraulichen Rehen und Wildschweinen, die ein paar Meter vor uns unseren Weg kreuzen. Wüsste das Reh mit wievielen Drachen es diese Insel teilt, wäre es sicher weitaus unentspannter unterwegs.

Rehe am Strand auf RincaDie letzte Nacht liegen wir vor Rinca vor Anker und müssen auf den lärmenden Schiffsdiesel verzichten. Schade, denn nun merken wir welches nächtliche Schnarchkonzert der anderen Passagiere uns dank des Motorengeräuschs entgangen ist. Dafür werden wir am nächsten Tag auf Rinca mit weiteren grandiosen Begegnungen mit Waranen und deren Beute belohnt. Rehe am Strand ist dann doch mal was Neues…

Alle Fotos findet ihr HIER!