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Wüsten, Wadis und Besuch

Von dem Fort in Rustaq hat man einen schönen Ausblick auf die Oasenstadt
Von dem Fort in Rustaq hat man einen schönen Ausblick auf die Oasenstadt

Lange haben wir überlegt wo wir am besten über die Grenze in den Oman fahren sollen. Von anderen Reisenden haben wir erfahren, dass es am Grenzübergang Al Ain Probleme geben soll, wenn man einen Hund dabei hat. Sie hatten kein „Pet Import Permit“ dabei und wurden nach Dubai zurück geschickt, um dann beim Flughafen das volle Programm mit Amtsveterinär und 400 € Gebühren über sich ergehen zu lassen. Auch wir haben kein Import Permit und bisher hat das auch weder uns noch sonst jemanden gestört. Damit das so bleibt, fahren wir also im Norden bei Hatta über die Grenze und stellen sicher, dass niemand den Hund sieht.

 

Die Grenzformalitäten dauern wieder lange: Lindas Pass kann nicht im System gefunden werden, da jemand bei der Einreise im Hafen etwas falsch ausgefüllt hat. Die Klärung dauert zusätzliche 1,5 Stunden. Dann möchte keiner der desinteressierten Emiraties an der Grenze das Carnet abstempeln und man sagt uns, wir sollen einfach so fahren. Wir bestehen auf den Stempel und werden (von einem Pakistani) nochmal 3km zurück zum Zoll geschickt. Nachdem ich dem freundlichen Inder dort erklärt habe wo er stempeln soll, geht es sehr schnell. Zwischen den Grenzposten können wir noch eine Versicherung abschließen und dann geht die ganze Prozedur nochmal auf der Omani Seite weiter. Völlig geschafft fahren wir zur Küste und stellen uns an den Strand. Es ist mittlerweile komplett dunkel und wir sehen einzig das grüne Leuchten von fluoreszierendem Plankton in den Wellen.

 

Fischer ziehen mit Pick-ups ihre gut gefüllten Netze an Land. Beide Ladeflächen quollen danach über vor Fisch.
Fischer ziehen mit Pick-ups ihre gut gefüllten Netze an Land. Beide Ladeflächen quollen danach über vor Fisch.

An der nördlichen Küste kann man überall problemlos direkt auf den Strand fahren, um dort zu campen. Jedoch ist der Strand meist sehr dreckig und der Sand auch nicht besonders schön. Hier gibt es kaum Touristen, dafür ziehen Fischer mit alten rostigen Jeeps ihre Netze an Land.

 

In Sohar müssen wir zum Tierarzt. Schrumpel hat mal wieder eine Ohrenentzündung, die behandelt werden muss. Hier merken wir gleich das teure Preislevel im Oman: Die Behandlung bei dem serbischen Tierarzt und ein Sack Hundefutter kosten uns satte 200€!

 

Nach ein paar Tagen verlassen wir die Küste und fahren in die Berge im Landesinneren. In den Oasenstädten Rustaq und Nakhal schauen wir uns die alten Forts an und genießen den Schatten der Dattelpalmen. Die Nacht verbringen wir im Wadi Abiyad, einem großen steinigen Flussbett das problemlos mit dem LKW befahren werden kann. Am Rande führt es sogar noch etwas Wasser, das sich an den Engstellen zu einigen großen Pools gesammelt hat. Gemeinsam mit einer Vielzahl Frösche und kleinen Putzerfischen genießen wir die Abkühlung in den Felsenpools.

 

Das Wadi Abiyad führt ganzjährig Wasser
Das Wadi Abiyad führt ganzjährig Wasser

In Maskat finden wir eine Kinderklinik um Johann gegen Mumps, Masern, Röteln und Windpocken impfen zu lassen. Die deutsche Kinderärztin kümmert sich rührend um Johann und wir zahlen mit 100€ nur die Hälfte der Tierarztkosten.

 

Hier kommen uns Johanns Großeltern aus Deutschland besuchen. Nach nun sechs Monaten unterwegs freuen wir uns sehr sie zu sehen. Zusätzlich haben sie noch allerlei Dinge im Gepäck, die wir schon sehnsüchtig erwarten: Geburtstagsgeschenke für Johann, selbst genähte Kinderkleidung von Tante Gloria, Fliegengitter für die Eingangstür und Teile für den Bau einer Reifendruckregelanlage für den LKW.

 

Um zu fünft zu fahren fehlt uns allerdings der Platz. Zwar haben wir ein großes Fahrerhaus im LKW, aber von unseren sechs eingetragenen Sitzplätzen belegt Schrumpel vier. Die komplette Rückbank ist durch ein Netz abgetrennt und dient als „Box“ für den Hund. Man kann schon mal jemanden hinter dem Netz mitnehmen, aber zwei Wochen lang möchte ich dies meinen über 70 Jahre alten Eltern nicht zumuten. Auch mault der Hund, sobald jemand in "sein" Reich einzudringen versucht. Und wer möchte sich schon mehrere Stunden mit einer schlecht gelaunten Bulldogge die Rückbank teilen? Also mieten die beiden sich einen Mitsubishi Pajero samt Dachzelt und Campingequipment und wir fahren mit zwei Autos.

Route durch die Wahiba Sands
Route durch die Wahiba Sands

Im Wadi Al Arbiyyin testen wir ob alles klappt: Opa navigiert den Pajero sicher durch die Berge und durch die Furten des Wadi und auch Oma kommt gut mit dem ungewohnten Schlafplatz im Dachzelt klar. Beschwingt durch die guten Erfahrungen im Wadi fahren wir weiter Richtung Wüste. 

 

Das Wahiba Sands genannte Gebiet ist geprägt durch hohe Dünen die sich meist in Nord-Süd Richtung über ca. 180km entlang der östlichen Küste des Omans erstrecken. Einige Fahrspuren führen durch das Areal zu entlegenen Kamelfarmen und nicht so entlegenen Touri-Camps. Anfangs halten wir uns nahe der Hauptspur auf. Mit den Großeltern wollen wir lieber mal auf Nummer sicher gehen. Das heißt anfangs auch fieses Wellblech in Kauf nehmen und da fahren wo alle gefahren sind. Nach ca. 50km haben wir den touristischen Teil der Wüste hinter uns gelassen. Hier zerlaufen sich die Spuren und das Wellblech hat ein Ende. 

 

Mitten in der Wüste gabeln sich die Spuren vor uns. Eine Spur geht schräg die Düne hoch, die andere bleibt grade im Tal zwischen den Dünen. Wir navigieren mit Hilfe von gesetzten GPS Punkten im Navi, und können nur eine ungefähre Richtung erahnen. Wir entscheiden uns für den einfachen, leider falschen Weg. Ungefähr 10km weiter endet die Spur im Wüstensand. Der angepeilte GPS Punkt liegt ca. 5 km östlich. "Kein Problem", sagt Opa. "Ich fahr mit dem Pajero voran und suche uns einen LKW tauglichen Weg durch die Dünen." Während der Pajero flott voran durch die Dünen saust, drehe ich mich zu Linda um und lächele: "Ich glaube jetzt hat Opa auch das Offroad-Fiber gepackt" 

In den Sugar Dunes gibt es weißen Sand soweit das Auge reicht
In den Sugar Dunes gibt es weißen Sand soweit das Auge reicht

Nach drei Tagen treffen wir wieder auf die Küstenstraße. Am Ende des Tracks liegt eine kleine Ansammlung von ärmlichen Wellblechhütten. Wir halten an und beginnen den Reifendruck wieder zu erhöhen. Sofort werden wir von einer Schar Kinder umringt die uns aufdringlich anbetteln. Sie versuchen alle Klappen am LKW zu öffnen und gehen uns tierisch auf die Nerven. Da wir aus Prinzip keine Bettelei unterstützen gehen die Bengel leer aus. Sie danken es uns damit, dass sie den LKW mit Steinen bewerfen. Erst als ich raus springe und auf Sie zu renne nehmen Sie reiß aus.  

 

Wir fahren die Küstenstraße weiter gen Süden und erreichen nach zwei Tagen Al Khalouf. Hinter dem kleinen Fischerdorf beginnen die sogenannten Sugar Dunes. Dünen aus feinstem hell weißem Korallensand. Oma kauft im Ort Fisch direkt vom Boot. Eigentlich wollte sie nur 6 Fische kaufen, am Ende landen dann ca. 25 Stück in der großen Plastiktüte. Preis ein Omanischer Rial (ca. 2,30€) . Leider hatte die Tüte ein Loch und ein paar Bodenwellen später ergießen sich die schleimigen Fische in den Fußraum des Pajeros. "Zum Glück ist das ein Mietwagen" sage ich zu Linda, während sie meiner Mutter mitleidig eine Sprühflasche Febreeze in die Hand drückt.