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Singende Dünen

Flamingos in der Three Palm Lagoon
Flamingos in der Three Palm Lagoon

Wir sind wieder alleine unterwegs und fahren entlang der omanischen Küste gen Süden. Die Straße verläuft nicht direkt an der Küste, sondern etwas im Landesinneren. Dort ist die Landschaft geprägt von eintönigen Lehmwüsten und zerklüfteten Felsformationen. An der Küste gibt es jedoch tolle  Mangroven bewachsene Lagunen und traumhafte weiße Sandstrände. Die Region ist sehr spärlich besiedelt, und somit hat man die Strände für sich alleine und auf den Straßen ist kaum Verkehr.

 

An der einsamen „Three Palm Lagoon“ stellen wir uns in die weißen Dünen und beobachten die unzähligen Flamingos, Reiher, und andere gefiederte Bewohner. Abends kommt eine Gruppe Kamele vorbei, auf der anderen Seite der Bucht stehen zwei Esel und trinken das brackige Wasser. Am Strand sehen wir die Spuren der frisch geschlüpften Babyschildkröten und finden leider auch einige Exemplare die es nicht geschafft haben. „Schau mal die hier ist in die falsche Richtung gelaufen.“ sagt Linda und zeigt auf ein totes Schildkrötenbaby „Das hätte ich sein können, mit meinem Orientierungssinn“ fügt sie traurig hinzu. 

 

Das Wadi Schuwaymiyyah ist ganzjährig grün bewachsen
Das Wadi Schuwaymiyyah ist ganzjährig grün bewachsen

Weiter südlich trifft die Straße auf das Hochplateau, welches hier bis an die Küste reicht. Die Straße führt mit extremer Steigung die Abbruchkante hinauf. Oben angekommen werden wir mit einen fantastischen Blick über die ausgewaschenen Täler in den bunt marmorierten Felsen belohnt. Kurz hinter dem Plateau biegen wir in das breite Wadi Ash Schuwaymiyyah ab. Hier sind die Folgen der starken Regenfälle während der beiden Zyklone des letzten Jahres deutlich zu erkennen: Den Trek durch das Wadi gibt es nicht mehr und die Bäume sind auf der einen Seite bis zu den Kronen mit allerlei Treibgut gespickt. Wir fahren durch das Flussbett und rumpeln über die Basketballgroßen Steine. Auf den letzten 20km im Wadi kam uns nur ein Auto entgegen. Umso mehr wundern wir uns als plötzlich ein weißer Amarok neben unserem Übernachtungsplatz hält und die Fahrerin uns auf Deutsch begrüßt. Es ist Katrin, die seit 9 Jahren im Oman wohnt und als Tourguide in Salalah arbeitet. Wir tauschen Nummern und Stellplatztipps aus und verabschieden uns bald.

 

Wadi Darbat
Wadi Darbat

Zurück auf der Hauptstraße treffen wir am nächsten Tag auf Meiky und Micha (aka The Michaels) die wir schon aus Yazd kannten. Gemeinsam verbringen wir einige Tage am Strand der Delfinbucht. Hier soll es eine besonders zutrauliche Delfinschule geben, die gerne mit Menschen zusammen im flachen Wasser schwimmt. Leider sehen wir in den zwei Tagen nur ein paar unspektakuläre Rückenflossen in einiger Entfernung und können keine neue Freundschaft mit Flipper schließen.

 

Kurz vor Salalah schauen wir im Wadi Darbat vorbei. Der Fluss hat eine eindrucksvolle Wand aus Kalkablagerungen geschaffen entlang derer sich viele Wasserfälle bewundern lassen. In Salalah suchen wir eine Möglichkeit unseren Wassertank zu füllen und kontaktieren Katrin, die wir vor ein paar Tagen im Wadi kennengelernt haben. Sofort läd uns ihr Mann Claudio zum Abendessen ein und eh wir uns versehen campen wir zwei Tage lang im Vorgarten der beiden. Claudio restauriert gerade einen Unimog zum Reisemobil und so haben wir viel zu fachsimpeln.

 

Frisch ertauchte Langusten
Frisch ertauchte Langusten

Unser Weg führt uns weiter in die südlichen Dhofar Berge und weiter an den Strand von Al Fazayah, wo wir wieder auf die Michaels treffen. Die örtlichen Kamelhirten laden uns zu einer gemeinsamen Schnorcheltour zum Langusten-Jagen ein. Wir sollten uns Handschuhe anziehen, damit wir die gepanzerten Meeresbewohner besser von den Steinen sammeln können. In der Theorie klingt es sehr einfach: Languste aufspüren, runter tauchen und vom Stein pflücken. So einfach wie es in der Theorie klingt war es leider nicht. Am Ende kehren wir zwar erfolgreich mit zwei Tieren zurück, diese hat jedoch beide der Kamelhirte gesammelt. Geschmeckt haben sie jedoch hervorragend.

Nach ein paar Tagen Strand geht es weiter nach Norden in Rub-al-Khali-Wüste. Auch hier sind die Spuren der vielen Regenfälle der letzten Monate deutlich zu sehen: Die Wüste ist grün! Zwischen den riesigen Sanddünen erstrecken sich flache bewachsene Ebenen, in denen grüne Büsche und kleine gelben Blumen wachsen. Imker haben sich das Naturwunder zu Nutze gemacht und unzählige Bienenstöcke aufgestellt. Im Vorbeifahren hört man das Summen der Millionen von Insekten.

 

Wir campen zu Fuße der zweihundert Meter hohen Dünen. In der Ebene finden wir runde hohle Bälle, deren Innenseiten mit weißen und grünen Kristallen ausgeschmückt sind. Wie die Hobbygeologen verbringen wir den Nachmittag mit dem Sammeln und zerhauen dieser Bälle um die schönsten Exemplare zu finden.

Nach einem anstrengenden Aufstieg auf die Düne können wir kurz darauf ein weiteres Phänomen der Wüste bestaunen: Beim Herunterrutschen der steilen Dünenkante, löst sich eine kleine Lawine und die Vibration der Düne erzeugt ein tiefes Brummen. Auch nachts hören wir dieses „Singen“ der Dünen und spüren die Vibrationen bis in den LKW. Beeindruckt von dem Naturschauspiel machen auf den langen Weg zurück nach Norden.

Singende Dünen in der Rub al Khali Wüste
Singende Dünen in der Rub al Khali Wüste

Der Weg nach Muscat lässt sich an Eintönigkeit kaum überbieten: Es gibt auf 1000km absolut nichts zu sehen. Keine Häuser, keine Dünen, keine Pflanzen, einfach nur graue ebene Wüste. Zum Übernachten fahren wir einfach von der Straße herunter und stellen uns neben der Straße in den weichen Sand. Ich wollte für die paar hundert Meter keinen Luftdruck aus den Reifen lassen und so sind wir schon bald ordentlich am Wühlen. Beim Einschlafen habe ich ein ungutes Gefühl: Kommen wir ohne Buddeln wieder zurück zur Straße? Am nächsten Morgen springt der Wagen dann einfach nicht mehr an. Batteriespannung unzureichend. Eine der beiden Optima Starterbatterien hat die Wellblechpiste aus der Rub-al-Khali heraus wohl nicht überlebt. 

 

Auf der Fehlersuche prüfe ich auch die Batteriekabel unter dem Wagen und sehe so zufällig, dass drei der vier Auspuffhalterungen abgerissen sind. Eine weitere Folge der schlechten Wüstenpiste. Den Auspuff können wir am nächsten Truck Stopp wieder schweißen lassen. Für die neue Optima Batterie finden wir in Nizwa einen Händler, der in seinem Lager in Muscat noch genau das Modell vorrätig hat, welches wir benötigen. Also geht es schnell weiter in die Hauptstadt, wo wir neben der Batterie auch gleich unser zweites Iranvisum einsammeln können.